Münchner Merkur 12.5.2015: Betont lockere Sprache – so locker, dass es schon wieder voll der Krampf ist. Weinnamen wie „Blutsbruder“ oder „Pornfelder“, „Der Wilde“ oder „Der Held“ sind angesagt. Sollen eine „Geile-Weine-Generation“ anmachen, die sich von der altväterlichen Art traditioneller Weintrinker eher abgeturnt fühlen. – Es muss rocken. Notfalls bis der Arzt kommt. Ob sich damit das Geheimnis des Weins in der Flasche tatsächlich erschließt, darf bezweifelt werden. Plakative Anmache? Das mag ja für den unbedachten Griff ins Supermarktregal taugen. Aber dafür sind diese Weine wohl eher nicht gedacht. Das intendierte Preissegment ist doch ein anderes.
Wie wär’s, wenn sie einfach bei dem bleiben, was sich bewährt hat: nämlich draufschreiben, was drin ist? Zu spießig? Zu unverständlich? Zu elitär? Ach was – es gibt nämlich eine Methode, hinter das Geheimnis der Weinsprache zu kommen: probieren und fragen, wenn man etwas nicht versteht. Wie hieß das doch damals in der Kindersendung: „Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm!“